Suizidgefahr – Aufschrei der Seele

Was ist, wenn die Seele streikt? Wenn wir uns plötzlich in unserer Welt nicht mehr auskennen, uns nicht mehr zurecht finden?

Wenn wir uns nicht mehr in der uns vertrauten Umgebung bewegen, sich um uns herum so viel verändert, sodass unser Fühlen, unsere Emotionen, unser Denken, gar unser ganzes Wesen gezwungen ist, sich den Gegebenheiten anzupassen? Obwohl sich alles in uns sträubt? Wenn unser Wohlbefinden so sehr darunter leidet, sodass wir morgens nicht einmal mehr aufstehen möchten? Solch eine Entwicklung kann sich über Jahre hinweg in unser Leben schleichen. Ohne, dass wir bewusst die Veränderung in uns bemerken. Doch unser Unterbewusstsein spielt uns einen Streich; es speichert sämtliche negativen Emotionen, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, sie zu verdrängen. Glücklicherweise speichert es aber auch die positiven Gefühlsregungen. Jedoch sind es die negativen Empfindungen, die uns schließlich unglücklich werden lassen.

Und plötzlich und unerwartet auftretende Lebenskrisen?

Berufliche Überforderung, aber vor allem Schicksalsschläge, die uns von einem Moment auf den anderen den Boden unter den Füßen wegreißen können, werfen uns nicht selten aus unserer Lebensbahn. Sie vermögen uns den Lebensmut zu nehmen und hindern uns, aktiv am weiteren Leben teilzuhaben. Starke Persönlichkeiten bewältigen lange Zeit die Verdrängung emotionaler Missstände. Schwächere Menschen dagegen geben dem Leidensdruck eher nach. Die Lebensfreude ist stark beeinträchtigt, der soziale Kontakt reißt irgendwann ab und führt in die Isolation. Unweigerlich zieht sich der Mensch zurück; wird zunehmend teilnahmsloser. Der Weg in die Depression scheint unausweichlich. Im schlimmsten Fall verzweifeln die Menschen an ihrem Leben. Sie empfinden es nur noch als sinnlos. Sie fühlen sich überflüssig. Das Beenden ihrer Seelenqual erscheint ihnen als der einzige Ausweg. Doch der Körper – einschließlich der Psyche – ist ein hochkompliziertes Wunderwerk der Natur. Körper und Seele funktionieren im Wechselspiel miteinander. Eine gesunde Psyche wirkt sich positiv auf den Körper aus. Ein gesunder Körper hält unsere Seele im Gleichgewicht.

Wenn der Druck zu groß wird

Ist der Druck zu heftig ist es sogar so, dass die Psyche ihn über den Körper entlasten will. Körperliche Beschwerden, Befindlichkeitsstörungen, Verdauungsstörungen, Appetitmangel, Schmerzen stellen sich ein. Selbst die Haut, unser größtes Organ, kann mit Juckreiz und Ekzemen auf psychischen Stress reagieren. Und wahrscheinlich ließe sich hier noch viel mehr aufzählen. Körperliche Beschwerden,  ohne dass eine medizinische Organerkrankung dafür zugrunde liegt. Ein schmerzender Körper, psychosomatische Symptome plagen ihn. Auf der Suche die richtige Diagnose zu erhalten, endlich den Grund für den quälenden Zustand zu erfahren, treibt es uns von einem Arzt zum anderen. Es wäre zu schön; doch eine verletzte und verwundete Psyche lässt sich nicht so einfach heilen. Weder mit einem Medikament, noch mit einer Operation.

Zeit für Gespräche

Nur wenige Ärzte nehmen sich die Zeit, ihre Patienten nach deren Lebensumstände zu befragen. Nur so lässt sich aber erkunden, was den Menschen in seinem Leben quält, womit er nicht zurecht kommt. Wurde die verletzte Seele jedoch erst mal erkannt; beginnt ein neuer, sehr langer Weg. Schritt für Schritt ist notwendig, um diesen Tiefpunkt zu verlassen. Es bedarf ausdauernder Geduld aller Beteiligten. Und vor allem viel Kraft des Betroffenen, wieder Sinn in seinem Leben zu finden. Doch die Ironie will es, dass es die Betroffenen selbst sind, die ihr Leiden, ihren Schmerz, ihren Leidensdruck, so gut wie möglich zu verheimlichen suchen.

Zwanghaft eine heile Welt demonstrieren

Sie zwingen sich häufig, nach außen eine heile Welt zu demonstrieren. Sie stellen sich den familiären sowie beruflichen Aufgaben und Anforderungen. So kommt es nicht selten vor, dass nicht mal der Ehepartner oder Lebensgefährte von dem depressiven Leiden etwas ahnt. Schwäche, Unvermögen, ja gar ein Versagen wird bedauerlicherweise in unserer leistungsstarken Gesellschaft nicht akzeptiert. Ein Teufelskreis, der sich genau dort schließt.

Allein für Deutschland liest sich die Suizid-Statistik für den Zeitraum vom Jahr 1980 bis 2015 bedrückend. Betroffene, darunter sind auch Kinder und Jugendliche, die keinen anderen Ausweg für sich finden als den Freitod. Wie eine Schneise zieht es sich durch jedes Alter.

Fotos: Baruska, pixabay

Ein Gedanke zu „Suizidgefahr – Aufschrei der Seele

  • 3. März 2014 um 08:42 Uhr
    Permalink

    Es müsste geschrieben ,wir verstehen uns nicht mehr ,denn die Welt ist immer die gleiche .Die Betroffenen müssen ihren Leidensdruck und Schmerz verdrängen um nicht ausgegrenzt zu werden.Das Leid der psychisch Erkrankten liegt in ihrer Ignorierung durch ihr Umfeld.

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